Tausende Fußballtalente werden in den kommenden Wochen in den Nachwuchsleistungszentren (NLZ) in einen neuen Lebensabschnitt starten. Die meisten träumen davon, einmal Profi-Fußballer zu werden. Allerdings ist die direkte Durchlässigkeit gering, es vom NLZ in einen Profi-Kader der 36 Erst- oder Zweitligisten zu schaffen. Eines ist sicher: Die Anforderungen an die jungen Sportler sind komplex. Die Sportpsychologie ist mittlerweile eine der fünf Schlüsselqualifikationen, die den Nachwuchskickern vermittelt werden. Denn Profisportler brauchen auch ein Profi-Mindset. Daher ist die Sportpsychologie fest in den Ausbildungscurricula der NLZ’s platziert. Viel diskutiert wird in diesem Zusammenhang – nicht erst seit den Aussagen von Weltmeister Per Mertesacker im Spiegel – über das Thema Leistungsdruck. Diese Thematik stellt sich dennoch nicht immer nur negativ dar, sondern birgt auch potenzielle Chancen. Im Folgenden werden die positiven Aspekte des Leistungsdrucks eruiert.
Zum Thema: Leistungsdruck im Nachwuchsleistungsbereich – welche Vorteile haben “erhöhte Performance-Erwartungen”?
Im positiven Sinne kann das Wort “Leistungsdruck” auch mit “erhöhten Performance-Erwartungen” ersetzt werden. Diese Erwartungen werden von einer Reihe Externer (Eltern, Trainer, Verein und/oder Mitspieler), als auch vom Spieler selbst an ihn gestellt. Um letztendlich positive Aspekte aus dem Leistungsdruck zu erzielen, braucht der Spieler (als auch sein Umfeld) adaptive Strategien, um Druck in beispielsweise erhöhte Resilienz und Selbstwirksamkeit umzuwandeln. Simple gesagt geht es darum, anspruchsvolle Situationen als eine Chance zu interpretieren, nicht als Hürde. Entsprechend werden Emotionen, Kognitionen und Verhalten angeglichen. Dies bedeutet auch, die Frustrationstoleranz zu erhöhen, und sich außerhalb der individuellen comfort zone zu bewegen. Dass muss sogar so sein!
Erfolgreiche Performance trotz Widerstände erhöht die Resilienz der Spieler, und beeinflusst auf positive Art zukünftige, anspruchsvolle Situationen. Denn wer einmal die Erfahrung gemacht hat, in schwierigen Situationen erfolgreich zu sein, wird selbstbestimmter die nächste Hürde nehmen. Es ist die Erfahrung, der Agent der Handlung zu sein; den Locus of Control aktiv zu bestimmen. Das Abrufen seiner Leistung trotz Leistungsdrucks wirkt sich daher positiv auf die Selbstwirksamkeit der Spieler aus: primär über Mastery Experience und Vicarious Experience (Bandura, 1977).
Positive Effekte
Die Sportpsychologie sieht den Sport ebenso als Prävention zu mentalen Stressoren: So korreliert sportliche Betätigung negativ mit depressiven Episoden/Depressionen, Rumination und positiv mit generellem Wohlbefinden.
Auch lehrt der Teamsport Disziplin, Pflichtbewusstsein und Verantwortung; aber auch Entsagungen, um seine Ziele zu erreichen. Diese Aspekte bereiten z.B. gut für das Leben eines Erwachsenen vor.
Fazit
Spieler eines Nachwuchsleistungszentrums zu sein, ist ein einmaliges Erlebnis. Mit der richtigen mentalen Einstellung wird es sicherlich ein unvergessliches.
Diskussionsbedarf? Gern genau hier:
Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp (Thema Fußball) – 02/03.06.2018 in Bochum
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