Eine wie ich finde sehr wichtige Persönlichkeit, wenn es um die Erforschung und Aufklärung von digitalen Medien geht ist Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer. Der deutsche Psychiater und Hochschullehrer setzt sich bereits seit vielen Jahren mit den digitalen und sozialen Medien auseinander und hat darüber mehrere Bestsellerwerke verfasst. Seine Bücher „Digitale Demenz“ (Taschenbuch, 2012) und „Das (un)soziale Gehirn“ (Schattauer, 2013) sind nur zwei, die bei Lesern und Nicht-Lesern sehr polarisiert haben.
Zum Thema: Wie Sport das Gehirn fördert & wo digitale und soziale Medien es nicht tun! (Aus der Reihe: Was moderne Sportpsychologen über soziale Medien wissen sollten – Teil 3)
Wenn online alles so einfach geht, wer möchte denn dann schon wahrhaben, dass unsere digitalen Angewohnheiten für unsere (Hirn-)Entwicklung so gar nicht förderlich sind? Digital deswegen, weil es dabei nicht unbedingt nur um soziale Medien, sondern die generelle Beschäftigung mit den Online-Welten geht. Zumindest was die Leistungsfähigkeit des Denkens und Lernens betrifft, wird durch übermäßigen digitalen Medienkonsum viel Potential eingebüßt. Dies ist wissenschaftlich mehrfach erwiesen und wird auch von Prof. Dr. Dr. Spitzer in all seinen Werken belegt.
Was das alles nun mit Sport zu tun hat? Na, er bildet eine der wichtigsten Komponenten, wenn es um die Steigerung unserer Gehirnleistung geht. (Cotman,C.W., Berchtold, N., C. and Christie L, 2007) So fördert adäquate Bewegung (dabei spricht Spitzer von sportlichen Tätigkeiten, die körperliche Leistungen erfordern, jedoch AthletInnen nicht überfordern) die Lern- und Gedächtnisleistung bis ins hohe Alter. Alle Phänomene, die mit geistiger Fitness und körperlicher Betätigung einhergehen lassen sich unter dem Begriff der „Embodied Cognition“ zusammenfassen, wozu ich euch diesen Vortrag aus dem Jahr 2017 nicht vorenthalten möchte:
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer bei einem seiner Vorträge über Lernen, Gedächtnis und Sport. © YouTube
Online Strukturen als To Do für sportpsychologische Betreuung!
Bewegung und Bildung hängen also eng zusammen, weshalb auch wir als Sportpsychologen meiner Meinung nach die entscheidende Aufgabe haben, Bewegung und nicht den digitalen Konsum zu fördern! Zwar sind Whatsapp-Gruppen und Facebook Messenger Dienste praktisch, wenn es um die Organisation von Trainings geht, doch sollte man seinen Athleten lernen, das Smartphone auch mal weglegen zu können!
(Online-)Strukturen schaffen ist das Zauberwort – auch innerhalb unserer Coachings!
Johanna Constantini
Unsere Aufgabe: offline lehren und online verstehen!
Was in meinen Augen nicht sinnvoll wäre, ist den AthletInnen soziale Medien gänzlich zu verbieten. Denn natürlich brauchen wir sie! Alleine zu Marketing Zwecken eignen sich Kanäle wie Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter optimal. SportlerInnen sind in den sozialen Medien vertreten, um Sponsoren zu akquirieren, aber auch, um ihre Fans an dem Sportler Alltag teilhaben zu lassen. Das alles ist wichtig für unsere AthletInnen, und sollte daher auch von uns Sportpsychologen verstanden werden! Es ist ebenso ok, sich auf Trainingsfahrten zeitweise von den Bildschirmen ablenken und die Gedanken in die Online-Welt abschweifen zu lassen. Doch vergleicht man diese „Online–Reisen“ etwa mit den sportpsychologisch gängigen Verfahren der Phantasie- oder Körperreisen, so ist auch hier eine rechtzeitige Rückführung der AthletInnen von wesentlicher Bedeutung.
Also – wie in meinem letzten Blog bereits angekündigt – immer fixe Online Zeiten festlegen!
Zu digital bedeutet körperliche Qual!
Deutlich sollte man seinen AthletInnen auch die „körperlichen Symptome“ von zu intensivem Medienkonsum machen. So braucht beispielsweise die Augenmuskulatur nach wenigen Minuten des auf-den-(Smartphone-)Bildschirm-Starrens mindestens doppelt so viel Zeit, um sich von diesen Strapazen wieder zu erholen. Für Sportarten, bei denen die Einschätzung von Distanzen und ein entsprechend ausgerichtetes Blickfeld wichtig ist, kann übermäßiger „Bildschirm-Konsum“ vor dem Training oder Wettkampf demnach zu Leistungseinbußen führen! Das lernt man übrigens, wenn man einen Workshop bei Visualtrainern besucht. Empfehlen kann ich hier die Wiener Visualtrainerin Eva Holzinger (bodyandeye.at) , die mich bei einem ihrer Vorträge mit dem Ausspruch „Stress erkennt man zuerst im Blick“ beeindruckte.
Bei allem für und wider was digitale und soziale Medien im Sport angeht, denke ich, dass das Bewusstsein für den Konsum den Grundstein für einen adäquaten Umgang legt. Sportpsychologen sollten sich meiner Meinung nach ebenfalls der Vor- und Nachteile des Online Konsums bewusst sein, um ihren SportlerInnen als Vorbilder dienen zu können. Allgemein gilt für den online Konsum, ebenso wie für jedes andere Konsumverhalten – die Menge macht das Gift! Sowohl für den Geist, als auch für den Körper unserer AthletInnen!
Johanna Constantini: Was moderne Sportpsychologen über soziale Medien wissen sollten
Literatur
Digitale Demenz. Prof. Dr. Dr. Spitzer, M. Taschenbuch; 2012
Das (un)soziale Gehirn. Prof. Dr. Dr. Spitzer, M. Schattauer; 2013
Cotman,C.W., Berchtold, N., C. and Christie L.: Exercise builds brain health: key roles of growth factor cascades and inflammationTrends; Neurosciences 30 (2007)
A Brief Guide to Embodied Cognition: Why You Are Not Your Brain. scientificamerican.com. McNermey, S. 2011
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