Kostenloses Internet ist für alle Fans bei erfolgreichen Vereinen wie Bayern München oder Borussia Dortmund längst Standard. Auf mehr als 1200 Bildschirmen können Bayern-Fans Statistiken und Fakten zum Spiel und eine Live-Matchday-Show verfolgen. Doch das ist erst der Anfang der Hightech-Innovationen in der Fußball-Bundesliga. Auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft soll Virtual Reality zukünftig noch intensiver im Training einsetzen.
Zum Thema: Virtual Reality im Fußball
Carlo Ancelotti saß bei der Fußball-Weltpremiere in einem abgedunkelten Raum. Plötzlich tauchten Jürgen Klopp und Diego Simeone auf den Plätzen neben dem Bayern-Trainer auf. Als lebensecht aussehendes Hologramm. „Schon ein bisschen verrückt. Ich hab‘ ja Raumschiff Enterprise geguckt und komme mir vor, als wäre ich nach München gebeamt worden“, befand Jürgen Klopp. Er wurde aus Liverpool zugeschaltet, Diego Simeone aus Madrid. Die beiden „Hologramm-Trainer“ beantworteten die Fragen der Journalisten ganz normal wie in einer Pressekonferenz, auch ihre Mimik und Gestik war klar zu erkennen. Klopp: „Ich schaue halt nur in eine Kamera“. Bayern-Trainer Ancelotti erkannte sofort den praktischen Nutzen: „Dadurch gewinnen wir Zeit. Wir können mehr Pressekonferenzen so machen.“
Tatsächlich hält die Technologie der Zukunft im Profifußball längst Einzug. Technisch ist es schon möglich, ganze Fußballspiele in Hologramme zu übersetzen und in Tausende Kilometer entfernte Stadien zu projizieren. Japan hatte bei seiner Bewerbung für die Fußball-WM 2022 genau das versprochen und wollte WM-Spiele so gleichzeitig in unterschiedlichen Stadien stattfinden lassen. Prof. Sascha L. Schmidt, Leiter des Center for Sports and Management (CSM) an der Otto Beisheim School of Management, sieht den Profifußball an der Schwelle zur dritten Phase der digitalen Transformation. „Hier halten das Internet der Dinge, Smart Wearables und Sensoren Einzug in die digitalen Arenen. Hinzu kommen Augmented und Virtual Reality, künstliche Intelligenz und Machine Learning.
Apps, VR-Brillen, Leistungsstatistiken in Echtzeit
Per Hologramm-Technik übertragene Spiele in Tausende Kilometer entfernte sind eine Möglichkeit. Der Fan wird sich künftig aber über weitere endlose Möglichkeiten freuen können, seine Lieblingsmannschaft zu verfolgen. So wird es über Apps, VR-Brillen oder spezielle Kontaktlinsen künftig möglich sein, die Leistungsstatistiken jedes einzelnen Spielers in Echtzeit abzurufen. Schon heute laufen die Spieler im Training mit GPS-Westen über den Platz, die ihre Laufwege genau aufzeichnen. Hautfolien könnten in Zukunft den Herzschlag messen, Spieler sogar einen Mikrochip verschlucken. Big Data ist nicht mehr wegzudenken aus dem Profifußball. Mikrokameras, Sensoren und Wearables nehmen jederzeit alle Leistungsdaten auf, Laufwege und Spielzüge werden über Drohnen erfasst und auswertbar gemacht. Das eröffnet beispielsweise im Transfergeschäft den Zugriff auf objektivierbare Parameter. In den USA sind einige der Zukunftstechnologien bereits Realität für die Sportfans. In der Stadion-App von Kansas City kann man Statistiken abrufen und sogar live die Halbzeit-Ansprache des Trainers live aus der Kabine verfolgen. Die Clubs werden sich immer mehr zu Digital-Häusern entwickeln. Es kommt heute mehr denn je darauf an, Data-Analytics in das Geschäftsmodell zu integrieren (siehe dazu auch: http://www.die-sportpsychologen.de/2015/12/17/prof-dr-daniel-memmert-kreatives-taktisches-entscheiden-im-fussball/) Im Bereich der sportlichen Entwicklung genauso wie in der Vermarktung und Internationalisierung.“ Schalke 04, der VFL Bochum und einige anderen deutsche Vereine haben sogar eine eigene E-Sports-Abteilung gegründet und sind dort mit Teams in verschiedenen Computerspielen unterwegs. Das Fußball-Geschehen spielt sich somit auch immer mehr abseits des eigentlichen Geschehens im Stadion ab.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft soll Virtual Reality zukünftig noch intensiver im Training einsetzen. Bei einem Pilotprojekt setzte der DFB 360-Grad-Videos ein, um Spielern typische Spielsituationen immer wieder vorzuspielen. Die stetigen Wiederholungen sollen die instinktive und intuitive Entscheidungsfindung verbessern und Routinen stärken. Außerdem soll die Methode die Konzentration fördern und Spielern die Möglichkeit geben, Erfolge wiederholt zu visualisieren. Das gleiche Prinzip wird seit rund zwei Jahren bei Teams der US-Basketball- und Football-Liga an. Zum Beispiel versucht der US-Basketballstar Andre Drummond, mit der VR-Brille Denkblockaden zu lösen, um seine miserable Freiwurfquote zu optimieren.
Tests der DFB-Akademie
Das Testvorhaben “Wahrnehmung und Entscheidungshandeln” wurde bereits im “Technology Lab” der DFB-Akademie getestet. Das folgende Video zeigt das Training beispielhaft. https://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=UZaOd2l_35E. Das Training soll dann nicht mehr länger ausschließlich auf dem Spielfeld sondern via Virtual-Reality-Brille auch in der Umgebung einer künstlich erzeugten Realität stattfinden.
Auch die DFB-Teams sollen künftig vom Training unter neuesten technologischen Aspekten profitieren. Die Videos sollen zur Diagnostik und zur Schulung der kognitiven Fähigkeiten der Fußballspieler genutzt werden. Die Erkenntnisse könnten später auch in die tägliche Arbeit von Bundesligaklubs und deren Nachwuchsmannschaften einfließen. ‚Virtual Reality‘ ist ein hochspannendes Zukunftsthema. Aber auch immer mehr Deutsche tauchen in die virtuelle Realität ein. Das belegt eine repräsentative Umfrage, die das Markforschungsunternehmen Appinio im Auftrag von next Media im September 2017 durchgeführt hat. Rund 20 Prozent der Befragten planen für das kommende Jahr eine Anschaffung im privaten oder beruflichen Umfeld. Da acht Prozent aller Deutschen bereits eine VR-Brille besitzen, wird somit 2018 fast jeder dritte Deutsche die Technologie nutzen. VR stößt in Deutschland auf breites Interesse und der Trend wird laut der Umfrageergebnisse auch weiter anhalten: 83 Prozent der Befragten haben bereits eine Brille ausprobiert oder würden dies zumindest in Zukunft gerne tun. Unter denen, die eine Brille bereits probiert haben, wurden bei der Hälfte die Erwartungen erfüllt, bei 15 Prozent sogar übertroffen.
Fazit:
Die Technologie ´Virtual Reality‘ ist eine äußerst spannende, die noch am Anfang ihrer Entwicklung steht und viele Möglichkeiten bietet. Der Leistungssport, Unternehmen und Privatleute sollten nicht nur diese Möglichkeit mit begleiten, sondern nach deren Vorstellungen mitprägen. Es wird sehr spannend, interessant und herausfordernd, diese neuartige Technologie im privaten Umfeld, Trainingsalltag und unter Wettkampfbedingungen zu testen.
Wir von Die Sportpsychologen hatten bereits bei unserem Event Die rote Couch – Das Sportpsychologie-Barcamp die Möglichkeit in die virtuelle Realität abzutauchen.
Prof. Dr. Daniel Memmert: Kreatives taktisches Entscheiden im Fußball
Literatur
http://www.nextmedia-hamburg.de/presse/studie-jeder-dritte-deutsche-besitzt-2018-eine-virtual-reality-brille/ (Zugriff am 14.02.2017)
http://strivr.com/ (Zugriff am 1402.2017)
https://www.beyondsports.de/ (Zugriff am 14.02.2017)
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