Ein Fall aus der sportpsychologischen Praxis: Ein Tischtennisspieler (2. Bundesliga) antwortet auf die Frage, warum er Rat bei einem Sportpsychologen sucht folgendes: „Beim letzten Spiel stand es bei einem Spielstand von 2:2 im fünften Satz 10:2 für mich und ich habe den Satz 10:12 verloren. Als es nur noch 10:6 stand konnte ich kein Tischtennis mehr spielen, ich hätte sogar gegen meine Oma verloren!“
Zum Thema: Gut sein, wenn´s drauf ankommt – Verbesserung der mentalen Stärke
Nehmen wir den Sportler wörtlich und überführen wir ihn bezüglich seiner Denkfehler:
- Er konnte bei 10:6 noch Tischtennis spielen,
- Er hätte seine Oma besiegt!
An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig das positive Denken beim sportlichen Erfolg ausmacht. „Der Gedanke versetzt Berge“, sagt ein Sprichwort, und ein alter chinesischer Philosoph wusste schon „Nicht das Ereignis macht das Problem, sondern die Gedanken, die ich mir bezüglich des Ereignisses mache“, aber was konkret macht nun das „positive Denken“ aus?
Das positive Denken
Bleiben wir beim Tischtennisspieler, der feststellt, dass sein Vorsprung von 10:2 auf 10:6, 10:7, 10:8 geschmolzen ist. Er kann sich jetzt schwach reden und den Gegner stark oder sich auf die aktuelle Situation konzentrieren und hinter sich lassen, was noch vorhin war „Was fott es es fott“ sagt der Kölner (für nicht Kölner: „Was fort ist ist fort“). Es bringt also nichts, sich mit dem Vergangenen zu beschäftigen, ebenso wenig bringt es etwas, zu versuchen, nicht an den nächsten Fehler, nicht an die drohende Niederlage zu denken – versucht mal ganz fest, nicht an einen rosa Elefanten zu denken! Vielmehr sollte sich mein Fokus auf das richten, was als nächstes ansteht (Annahme, Aufschlag) oder was ich als nächstes – in Abhängigkeit der Aktionen des Gegners – versuchen werde (Block, Topspin, kurzer Stoppball etc.). Hier helfen folgende Überlegungen, um seine Gedanken zu kontrollieren:
- Sind meine Gedanken realistisch oder beschäftige ich mich mit Vermutungen oder Befürchtungen?
- Helfen mir meine Gedanken, mein Ziel zu erreichen, also das Spiel positiv zu Ende zu bringen?
Der Gedankenstopp
Stelle ich als Spieler fest, dass mir meine Gedanken wie in dem geschilderten Beispiel eher schaden als nützen, kann der Spieler den „Gedankenstopp“ verwenden. Ich erkläre meinen Gedanken quasi, dass sie stören und zur Seite gehen sollen und beschäftigte mich wieder mit meinen Stärken, lasse z.B. blitzschnell meinen letzten großen Sieg vor meinen Augen abfahren. Schon Albert Ellis sagte ich in den 60ger-Jahren in seiner A-B-C-Theorie, dass nicht das Ereignis (A = Activity) das Problem, also eine Konsequenz ergibt (C = Consequence), sondern die Bewertung des Ereignisses, also die Gedanken (B = Beliefs).
Also: Selbst bei einer 2:1 Führung und einem Spielstand von 10:6 „beschummele“ ich mich und sage mir: „Noch hast Du nicht verloren, versuche wenigstens den nächsten Ball sicher und gut zu spielen!“ und auch bei einen 2:2 Satzstand und einem 10:10 Spielstand ist quasi – unabhängig von gesamten Spielverlauf – „nichts passiert“. Der mental starke Spieler freut sich auf die Entscheidung, glaubt an seinen Sieg und spielt die Bälle – technisch sauber – „wie im Training“.
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Literatur:
Eberspächer, Hans (2008). Gut sein, wenn´s drauf ankommt – Erfolg durch mentales Training. München, Deutschland: Carl Hanser
Gilbert, Brad; Jamison, Steve (1997). Winning ugly – Wie man bessere Gegner schlägt. Lüneburg, Deutschland: Zu Klampen
Railo, Willi (1986). Besser sein wenn´s zählt – Wege zum Erfolg in Sport und Beruf. Tübingen, Deutschland: Pagina
Walter, Jürgen (2016). 65-min. DVD zur Praxis der Sportpsychologie „Alles geschieht im Kopf“ www.walter-sportpsychologie.de
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