Philippe Müller: Analyse ROM vs. SUI

Zur Krönung eines guten Schweizer EM-Spieles gegen Rumnänien fehlte am Mittwochabend eigentlich nur Eines (oder besser gesagt Mehreres) – die Tore! Die Passkombinationen bis in den Strafraum funktionierten gut. Beim Abschluss hingegen bekundeten die Schweizer weiterhin Schwierigkeiten. Schlussendlich fand das Runde doch noch den Weg ins Eckige. Admir Mehmedi belohnte die Bemühungen der Schweiz mit einem wunderbaren Treffer zum 1:1. Und dieser kam zum richtigen Zeitpunkt. Denn an der Seitenlinie hatte sich Breel Embolo bereits die Schuhe geschnürt und sollte sehr wahrscheinlich Mehmedi ersetzen.

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Welchen Einfluss hat das Auswechselverhalten des Trainers auf das Spiel?

Die Möglichkeiten der Einflussnahme des Trainers auf das Spiel ist beschränkt. Im Gegensatz zu anderen Sportarten (z.B. Eishockey, etc.) gibt es keine Option des Timeout. Somit bleiben ihm nur die Halbzeitpause und die drei Auswechslungsmöglichkeiten, um neue Impulse zu setzen. Doch welchen Einfluss hat das Auswechselverhalten des Trainers auf das Spiel?

Auswechslungen können aus verschiedenen Gründen vorgenommen werden. Verletzt sich ein Spieler, ist der Trainer gezwungen zu handeln. In solch einem Fall spricht man von einem nicht beeinflussbaren Grund für die Auswechslung. Durch eine Auswechslung kann jedoch auch die Taktik geändert werden. Zum Beispiel eine offensivere Spielweise durch den Einsatz eines weiteren Angriffsspielers. Diese Option wird oft gewählt, wenn sich eine Mannschaft in Rückstand befindet. Durch die zusätzliche Angriffskraft soll die Wahrscheinlichkeit auf ein Tor erhöht werden. Einen Spielerwechsel kann aber auch aus motivationalen Gründen vollzogen werden. Bereits die Ankündigung (z.B. durch das intensive Einlaufen des Spielers und die taktischen Anweisungen durch den Trainer) kann von den Spielern auf dem Platz als ein Signal aufgefasst werden, dass sie ihre Bemühungen verstärken müssen, um einer Auswechslung zu entgehen. Auch beim eingewechselten Spieler hat die Einwechslung einen positiven Effekt auf die Motivation. Zum einen ist es eine Belohnung für die Bemühungen im Training und zum anderen die Chance sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Die positive Stimmung und auch die frischen Kräften sollen zudem die anderen Spieler mitziehen und neue Impulse setzten.

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Der Effekt einer Auswechslung auf die motivationale Komponente hat sich am Mittwoch im Falle von Embolo gezeigt. In beiden der bisherigen Spielen wurde er in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Durch seine positive Ausstrahlung und der physischen Konstitution hat er nochmals viel Energie und Schwung in die Schlussphase gebracht. Durch sein engagiertes und beherztes Auftreten konnte er sich auf jeden Fall für weitere Einsätze empfehlen.

Der Transfereffekt

Ihr seid Trainer? Welche Punkte sollten vor einer Auswechslung beachtet werden:

  1. Der Zeitpunkt: Zu frühe Wechsel bergen das Risiko, dass auf eine Verletzung eines Spielers nicht mehr reagiert werden kann. Bei einem späten Wechsel besteht jedoch die Gefahr, dass der neue Spieler nicht genügend Zeit hat, den gewünschten Effekt zu erzielen.
  2. Die Taktik: Durch die eingeschränkte Einflussnahme des Trainers auf das Spiel, haben taktische Überlegungen für einen Wechsel einen hohen Stellenwert. Durch den Spieleraustausch kann somit die taktische Ausrichtung geändert oder gefestigt werden.
  3. Die Motivation: Eine Auswechslung muss nicht nur immer taktische Absichten haben. Es können damit gezielt motivationale und emotionale Impulse gesetzt werden. Sei es damit zu zeigen, dass das momentan Gebotene nicht ausreicht und das Team dadurch aufzurütteln, oder auch neue positive Stimmung und Energie ins Spiel zu bringen.

Solltet Ihr als Trainer vor dem Problem stehen, einen beliebten Spieler aus einer der genannten Gründe auswechseln zu müssen, was negative Reaktionen der Fans heraufbeschwören würde, nutzt die Halbzeitpause. Hier passieren die personellen Wechsel ohne die öffentliche große Bühne.

 

Quellen:

Geyer, H. (2009). Auswechselverhalten im Fussball – eine empirische Analyse. Sport und Gesellschaft, 6(1), 47-69.

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Philippe Müller
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