Versagen unter Druck, wie dies ja bei dem kommenden Relegationsspiel des HSV durchaus der Fall sein kann, hat seine Ursache zumeist in einem „Missverhältnis“ zwischen der Einschätzung dessen, was auf dem Spiel steht (was häufig als Bedrohung bewertet wird) und der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten. Trifft dies zu, sprechen wir von einem „Stresszustand“ mit all den bekannten und wenig erwünschten, weil nicht gerade leistungsförderlichen Konsequenzen: Zu hohe Aktivierung, die Gedanken kreisen um diese ungewöhnliche, körperliche Anspannung und um den stressauslösenden Stimulus (in unserem Fall den möglichen Abstieg).
Warum also nicht das Problem an der Wurzel anpacken? Gelingt es uns, die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten zu verbessern, dann sinkt gleichzeitig die Bedrohungswahrnehmung und die oben genannten Konsequenzen des Stresszustandes verschwinden wieder. Die Wahrscheinlichkeit, dass nun auch die Trainingsleistungen abgerufen werden können, steigt.
Was heißt das nun für die Spieler des HSV ganz konkret? Ich würde für jeden Spieler die besten vier bis fünf Spiel- oder Torszenen als persönliches Video zusammenschneiden. Damit wird der Einzelne immer wieder daran erinnert, was er kann, was er schon geleistet hat und was er prinzipiell zu leisten in der Lage ist. Als Trainer würde ich in der vorbereitenden Videoanalyse des Gegners speziell auf die Schwächen des Gegners eingehen. Somit habe ich, was die subjektive Bewertung betrifft, den doppelten Effekt. Die persönlichen „Stärke-Videos“ helfen die eigenen Fähigkeiten besser einzuschätzen. Die Analyse der Schwächen des Gegners hilft, die Bedrohlichkeit aus der Situation herauszunehmen. Gleichzeitig ist es immer ratsam, dass eigene soziale Unterstützersystem zu aktivieren (siehe hierzu auch den Beitrag von Elvina). Wir wissen nur allzu gut um die stresspuffernde Funktion von sozialer Unterstützung.
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