Dr. René Paasch: Der Umgang mit Medien

Unter Journalisten hat Huub Stevens einen über Vereinsgrenzen hinweg etablierten Namen: der “Knurrer von Kerkrade”. Entsprechend verhalten war die Freude unter den schwäbischen Journalisten als der Niederlander den VfB Stuttgart im Abstiegskampf der vergangenen Saison übernahm. Gilt doch der Niederländer als äußerst verschlossen, wortkarg und Journalisten gegenüber gerade aggressiv patzig. Keine Frage, damit zählt Stevens zu einer aussterbenden Art in der Trainergilde. Jungen Trainern würde es deutlich schwerer fallen, mit einem solchen Verhalten auf Akzeptanz zu stoßen.

Zum Thema: Welche Fehler sollten Trainer in der Medienarbeit vermeiden?

Medienvertreter wollen Trainer nicht als Feind, sondern als Partner betrachten. In diesem Zusammenhang erwarten sie einen gelassenen Umgang mit der Privatsphäre und ertüchtigen sich gleichzeitig über aggressives Nachfragen und wünschen dazu jedoch Informationen mit entsprechendem Nachrichtengehalt. Kein einfaches Unterfangen, doch nach genauem Hinsehen ist eine langfristige und wertschätzende Zusammenarbeit möglich.

Demgegenüber ist die Verbreitung von Lügen ebenso wie jegliche Ausübung von Druck (Future Journalism in Europe, 1995) ein “No-Go”. Es geht nicht darum, auf die kleinen Gelegenheitslügen zu verzichten, wie „ich kann Ihnen dazu leider nichts sagen“ oder „mir sind diese Dinge nur aus der Presse bekannt“. Darüber hinaus sollten aber gepflegte Halbwahrheiten nicht zum Handwerkszeug gehören, denn bereits eine einzige aufgedeckte Lüge kann der öffentlichen Glaubwürdigkeit eines Sportlers und Trainers erheblichen Schaden zufügen.

Die gravierendsten Fehler werden in der guten Absicht gemacht, einen vergangenen Fehler wieder gerade zu biegen. Die beste Möglichkeit, einen Skandal zu vermeiden, ist, Fehler einzugestehen und situationsgerecht damit umzugehen. Beispiel gefällig? Ein nicht geahndetes Foul im rheinischen Derby zwischen den Kölner Haien und der Düsseldorfer EG sorgte für großen Ärger gegenüber dem Schiedsrichter-Duo Bastian Haupt und Gordon Schukies. Der mehrfache Deutsche Meister DEG fühlte sich zu ungerecht behandelt. Die DEG stellte daraufhin einen Antrag auf ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Kölner Spieler. Sie bekamen daraufhin vom Disziplinarausschuss Recht. John Tripp wurde für dieses Foul für zwei Spiele gesperrt. Selbst der Schiedsrichterbeauftragte Holger Gerstberger äußerte sich mit folgenden Worten dazu „Natürlich müssen wir eingestehen, dass die Schiedsrichter dort einen Fehler begangen haben. Daraus müssen wir lernen, gerade auch die Schiedsrichter.“ Sicherlich ist das Ergebnis und die Entscheidung nicht rückgängig zu machen, doch ein offener Umgang seitens der Verantwortlichen Schiedsrichter wäre in diesem Fall angebracht gewesen.

Ein weiterer Fehler im Umgang mit Journalisten ist der Versuch, ihnen vorzuschreiben, wie sie ihre Arbeit zu machen haben. Trainer verletzen damit die journalistische Berufsethik und bezweifeln offenkundig die fachliche Kompetenz des Journalisten. Sie sollten also Formulierungen vermeiden wie: „Sie sollten sich besser informieren oder ihren Job wechseln“. Solche oder ähnliche Aussagen führen nur zu unnötigen Problemen. Wer in diesem Zusammenhang das Recht des Stärkeren beansprucht, muss sich nicht wundern, wenn er öffentlich angegriffen wird, sobald der Journalist eine Gelegenheit dazu bekommt. Journalisten freuen sich zwar, wenn ihnen die Arbeit durch die Informationsweitergabe erleichtert wird. Aber sie können Sportler und Trainer nicht ausstehen, die sie mit uninteressanten Infos oder Eitelkeiten füttern. Pflegen sie daher den Kontakt zum Journalisten bedacht und sorgen sie für eine natürliches profitables miteinander. Egal welche Erfahrungen sie bisher mit den Medienvertretern gemacht, lassen sie sich nicht verleiten, pauschal alle über einen Kamm zu scheren. Schwarze Scharfe sind in jedem Beruf vorhanden. Und zu guter Letzt sollten sie die Informationsfreiheit der Journalisten nicht willkürlich einschränken, indem Sie unliebsame Redaktionen und Journalisten bei Interviewwünschen übergehen. Denn spätestens durch die Berichtserstattung der übrigen Medien erfahren die Journalisten ohnehin, was sie mitgeteilt haben. Sie könnten also einen bisher guten Kontakt zu den Medien gefährden, wenn sie einzelne Medienvertreter ausschließen oder schlechter behandeln.

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Lügen, die Verheimlichung von Informationen, Einflussnahmeversuche in Bezug auf Texte oder gar pauschale Beleidigungen des Berufsstandes, nicht Karriere fördernd sind und eine zusätzliche Last für den Sportler und Trainer darstellen können. Desweiteren lassen sich aus den oben genannten Punkten weitere Inhalte für eine sportpsychologische Zusammenarbeit mit Sportler und Trainer aufzeigen. Wie das Training der äußeren Erscheinung (Haltung, Gestik, Mimik, Zuwendung/Blickkontakt). Oder die intensive Schulung der argumentativen Antwort im Interview nach der 3-B, 5-B-Formel (Basis, Behauptung/Kernaussage, Begründung/Beispiel, Bekräftigung) (Hermann, Schmid, 2002). Nicht zu vernachlässigen ist dabei auch ganz grundsätzlich die gezielte Vorbereitung von Interviews und das Training der allgemeinen kommunikativen Kompetenzen. Denn ein individueller Fußabdruck in der Medienlandschaft ist kein Hexenwerk, nur eine Frage des gezielten Trainings. Hierbei können Sportpsychologen in Verbindung mit den Medienverantwortlichen des Vereins effektiv helfen.

Literatur

Branahl (2009): Medienrecht: Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften; Auflage: 6., überarb. u. akt. Aufl. 2009 (25. März 2009)
Hermann, Schmid (2002): Reden wie die Profis: Die perfekte Rede im Beruf. Haufe Verlag.
Kohtes & Klewes (1999) Wie stellen sich Journalisten die ideale Zusammenarbeit mit PR-Agenturen vor? www.agenturcafe/de/back/studiehtm vom 20.05.1997, S. 7
Pflaum, Pieper (1990) Lexion der Public Relation, Berlin
Schulze-Fürstenow (1994) Konzeptions-Modell für gesellschaftsorientierte Public Relation, in: Handbuch PR, 2. Auflage, Neuwied & Kriftel.

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Prof. Dr. René Paasch
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