Wofür benutzen Sportler Doping? Sie wollen ihre eigene körperliche Aktivität und Ausdauer während der Wettkampfzeit steigern. Musik kann das auch. Genau wie klassisches Doping kann Musik verschiedene physiologische Prozesse aktivieren, die den gesamten Körper mobilisieren. Aber im Gegensatz zu medizinischen Wirkstoffen hat die Musik dafür zusätzlich zwei Vorteile. Erstens, wirkt die Musik auf die Psyche, welche durch Inspiration und Begeisterung einem Mensch zu mehr Leistung verhilft. Und zweitens ist es legal. Wie hört sich denn ein Dopinglied an?
Zum Thema: Musik als Stimulator für den sportlichen und alltäglichen Wettkampf
Die Musik beeinflusst unseren Körper und Geist, wobei diese Wirkung immer unterschiedlich ist. So kann die Musik nicht nur aufmuntern, sondern auch beruhigen, z.B. nach einem Training, so dass die gesamte Regeneration beschleunigt werden kann. Außerdem hilft sie, die Aufmerksamkeit von der anstrengenden Trainingsbelastung abzulenken, wodurch sich die Trainingszeit verlängert und somit die Intensität des Trainings steigt. Die Musik kann auch das Erlernen und die Verbesserung spezifischer sportlicher Fertigkeiten unterstützen. Für jeden Anlass gibt es eigene Regeln, die man bei der Auswahl der Musik beachten soll. Hier betrachten wir die Musik als fördernden Impuls für den Körper und den Geist, die man nicht nur im Sport vor einem Wettkampf, sondern auch bei anderen Herausforderungen nutzen kann.
Musikalischer Stimulator
Also, Musik kann uns anspornen. Wie genau funktioniert das allerdings? Durch zwei Arten von Einflussfaktoren, den inneren und den äußeren (Karageorghis & Terry, 2011). Die inneren beziehen sich auf die Komponenten der Musik, also auf Rhythmus, Melodie, Harmonie und gegebenfalls den Liedtext. Alles, was die Musik ausmacht. Zu den äußeren Faktoren zählen kultureller Einfluss und persönliche Assoziationen und Erfahrung. Diese bestimmen wie die Musik von dem Zuhörer interpretiert wird, welche Bedeutung diese oder eine andere Melodie für ihn hat. Rhythmus, Liedtexte, persönliche Erinnerungen – Wie soll sich eine stimulierende Musik anhören? Ein Erfolgsmuster gibt es sicher nicht. Gerade in der Musik, bei der sich ja bekanntlich die Geister scheiden. Ein paar Empfehlungen können Ihnen aber bei der Suche nach ihrer individuellen Powermusik weiterhelfen.
1. Passen sie sehr gut auf den Rhythmus der Musik auf. Die rhythmische Komponente der Musik hat wohl den größten Einfluss auf die physiologischen Prozesse, wie z.B. die Atem- und Herzfrequenz. Wenn ihre Sportart fordert, dass Sie am Start in einem erhöhten Aktivierungszustand sind, wählen sie eine schnelle, peppige und tosende Melodie. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass laute Musik mit einem schnellen Tempo über 120 bpm (Schläge pro Minute) und ausdrucksvollem Rhythmus besonders effektiv ist (Karageorghis, 2014). Hier ein Beispiel:
Der ehemaliger britischer Sprinter, Iwan Thomas, der seinerzeits Weltmeister und Europameister war, spezialisierte sich auf die 400m-Strecke. Diese Strecke erfordert vom Sprinter eine Explosionsenergie die rund 44 Sekunden anhalten soll. Da Iwan Thomas sich selbst als eine sehr lockere Person charakterisiert, hat er in der Musik einen tollen Stimulator für sich gefunden. Mit Hilfe des berühmten The Prodigy-Songs „Firestarter“ konnte er seine Erregungsebene zu einem optimalen Zustand erhöhen, sowohl physisch (durch Adrenalinausschüttung) als auch geistig (Gefühle der Aufregung und Dringlichkeit). Dieses Lied mit einem Tempo von 142 bpm hat einen hartnäckigen und treibenden Rhythmus. Der auffällige Rhythmus und der Songtext erzeugten bei ihm Agression und feindselige Energie. Diese ermächtigte ihn und gab ihm einen Killerinstinkt, den er brauchte, um seine Gegner zu übertreffen. Die letzten Minuten vor dem Start nutzte er, um dieses Lied zu hören. Auch während des Hörens nahm er automatisch eine zuversichtliche und determinierte Körperhaltung ein, ballte die Fäuste, nickte mit dem Kopf im Takt und spürte, wie seine Konkurrenten seine positive Körpersprache bemerkten und wurden mehr und mehr verunsichert.
Ein schönes Beispiel, wie ein Lied den Sportler megastimuliert hat. Aber die Musik mit so einem intensiven Rhythmus passt nur zu so einer Sportdisziplin, bei der man am Start physisch völlig mobilisiert und aufgeregt sein soll. In Präzisionssportarten z. B. wie Schießen, Golf, Bogenschießen jedoch ist es das Ziel sich zu beruhigen. Daher wird eine bedächtige oder langsame Musik (weniger als 80 bpm) empfohlen.
2. Was die Songtexte angeht, überlegen Sie sich, welchen emotionalen Zustand Sie in dem Moment empfinden möchten: Aufregung, Freude oder ruhige Zuversicht? Die Worte des Liedes können Sie zu diesen Emotionen sehr gut hinführen. Der erfolgreichste Olympioniker Michael Phelps benutzt die Musik als Vorbereitung vom Start sehr gerne und hat sein Motivationsplaylist immer dabei. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, wo er ganz nebenbei acht Goldmedaillen gewonnen hat, hat ihn stets das Lied von Lil Wayne „I’ m Me“ begleitet. In diesem selbstbewussten Liedtext kommen Zeilen wie diese vor: “Yes, I’m the best! And no, I ain’t positive, I’m definite.” Der Song gab Michael Phelps das Gefühl der nützlichen Arroganz und des Selbstbewusstseins. Ein gutes Beispiel für die Kraft der Worte.
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3. Bezüglich der persönlichen Assoziationen, wissen Sie bestimmt selbst, welche Melodie die Saiten ihrer schönen Erinnerungen zum Schwingen bringen kann. Dies kann ein Lied sein, welches mit ihrem wichtigsten Sieg, einem besonderen Ereignis oder einem bestimmten Lebenszeitraum verbunden ist. Oder das Lied erinnert Sie an einen Moment, an dem sie ganz glücklich waren.
Benötigen Sie bei Sport- und Lebensmomenten Stimulation? Wenn ja, suchen Sie nach dazu passender fördernder und ermutigender Musik. Stellen Sie Ihre eigene Motivationsplaylist zusammen. Je mehr Stücke, desto besser. Man muss den Gewöhnungseffekt vermeiden. Benutzen Sie diese Playlist nicht nur vor dem Sportwettkampf. Man hat eigene Wettkämpfe auch im Alltag. Sei es ein wichtiges Gespräch, eine Prüfung, ein öffentlicher Auftritt oder eine andere Lebensherausforderung, für die Sie Inspiration und Ermutigung brauchen. In diesem Sinne, viel Spaß beim Hören!
Quellen:
1. Karageorghis, C. I. (2014). Music- Based Interventions. In: Encyclopedia of Sport and Exercise Psychology, Ed. Eklund, R.C., Tenenbaum G.
2. Karageorghis, C. I., & Terry, P. C. (2011). Inside sport psychology. Champaign, IL: Human Kinetics.
3.Playlist: Michael Phelps’ Solid-Gold Hits, http://www.rollingstone.com/music/news/playlist-michael-phelps-solid-gold-hits-20120816
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