Sebastian Reinold: Sportlich ins neue Jahr

Für den westlichen Kulturraum ist es üblich, dass sich die Menschen Vorsätze für das neue Jahr nehmen. Natürlich gehören zu diesen Menschen auch Sportler oder die, die es gerne werden wollen. Dabei ist der Neujahrsvorsatz nur eine Sache, über die man zum Jahresende nachdenken kann.

Zum Thema: Wie kann der Jahreswechsel sportpsychologisch genutzt werden?

Das neue Jahr markiert immer einen gewissen Neuanfang. Viele Menschen nehmen sich deswegen zu diesem Zeitpunkt vor, endlich wieder Sport zu treiben, das Rauchen sein zu lassen oder sich gesünder zu ernähren. Das neue Jahr hilft dabei wie eine Deadline, allerdings im umgekehrten Sinne.

Leider werden viele der guten Vorsätze wieder verworfen, da das Ziel zu häufig zu schwammig formuliert wird. Bei der Festigung der Ziele können Methoden wie beispielsweise die SMART-Zielsetzungsmethode helfen. So wird dann aus einem schwammigen Vorsatz wie „Ich möchte wieder Sport treiben“ ein Ziel wie „Ich werde ab Neujahr zweimal wöchentlich für jeweils 1,5 Stunden im Fitnessstudio Kraftübungen zur Verbesserungen meiner Körperhaltung durchführen.“

Wichtig wird jetzt, langsam anzufangen. Zielstellungen, die Begriffe wie „jeden Tag“ enthalten, machen für den Anfänger bzw. den Wiedereinsteiger nicht nur aus trainingswissenschaftlicher Sicht keinen Sinn, sondern können auch die Psyche schnell überfordern, was zur baldigen Unlust führen kann. Für Sportanfänger ist es zunächst wichtig, einen gutes Gefühl mit dem Sporttreiben zu verbinden – und das sowohl vor, während und nach dem Sport. Probieren Sie also zunächst eine Weile aus, ob es sich für Sie gut anfühlt, was sie sich vorgenommen haben und orientieren dann, wenn es klappt, ihre Ziele neu. Sollten Sie trotz gut ausformulierter Ziele bemerken, dass sie keine Lust mehr auf ihre neuen Vorsätze haben, dann lesen sie doch mal meinen vorherigen Artikel über Laufmotivation und versuchen sie, die gleichen Strategien auf andere Aktivitäten zu übertragen.

Dass Vorsätze verworfen werden, kann allerdings auch andere, tief sitzendere Gründe haben z.B. weil das Vertrauen in das eigene Selbst schwächelt (siehe: Selbstvertrauen im Breitensport) oder weil das formulierte Ziel doch nicht der eigenen inneren Überzeugung entspricht. Hier kann das Thema Persönlichkeitsentwicklung eine Rolle spielen, zu der Sport seinen Beitrag leisten kann.

Auch wenn der Jahreswechsel ein guter Anlass ist, über sich nachzudenken, und für die Fixierung neuer Ziele nutzbar ist, sollte sich jeder Sportler über dies hinaus das Gedankengut zulegen, dass jeder Tag ein Neuanfang ist und von daher Verhaltensänderungen, wozu die Aufnahme eines sportlichen Lebensstils gehört, jeder Zeit möglich sind.

Das alte Jahr wertschätzen

Die vorangegangenen Ausführungen haben den Umgang mit dem neuen Jahr beschrieben. Doch lohnt es sich am Jahresende auch, über das alte Jahr zu reflektieren. Nehmen sie sich dazu einen Moment der Ruhe und schreiben sie alle ihre positiven Sporterlebnisse des bald endenden Jahres auf. Dabei spielt die Größe des Ereignisses keine Rolle, Hauptsache sie halten die positiven Momente fest. Sie werden überrascht sein, wie viel passiert ist und das auch alleine nur auf der positiven Seite. Dadurch werden sie nicht nur das Jahr wertschätzen lernen sondern auch sich selbst, denn sie werden erkennen, wie viel sie selbst geleistet haben, auf das sie stolz sein können.

Ärgernisse endgültig loswerden

Zusätzlich zu diesem positiven, wertschätzenden Umgang mit dem alten Jahr können sie alte Ärgernisse wie zum Beispiel verpasste Ziele buchstäblich in die Luft jagen. Nehmen sie sich etwas Zeit für einen zeremoniellen Augenblick, schreiben sie das größte Ärgernis des Jahres auf einen Zettel, der dadurch zu einem Symbol für das Ärgernis wird, versprechen sich selbst, dass dies nie wieder passieren wird und vernichten den Zettel dann. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Kleben sie ihn an die erste Rakete, die sie hochjagen werden, verbrennen sie ihn oder bauen einen Flieger draus und schmeißen diesen vom Dach ihres Hochhauses. Damit setzen sie dem Ganzen ein Ende, denn das neue Jahr mit neuen Chancen steht vor der Tür, in dem alter Groll keinen Platz mehr hat.

In diesem Sinne wünsche ich ihnen einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr. Ich bedanke mich bei allen, die meine Artikel gelesen habe und freue mich darauf, sie bald wieder mit neuen Ideen versorgen zu können.

 

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de