Das Torwartspiel ist ein Fehlerspiel. Soll heißen: Fehler gehören dazu, sollten aber einen Torhüter nicht beeinflussen. Die ganze Spielzeit muss ein Tormann voll fokussiert auf das Spielgeschehen bleiben. Daher ist es kein Wunder, dass eine richtige Fehlerverarbeitung zu den wichtigsten mentalen Merkmalen eines guten Torwarts gehört.
Zum Thema: Umgang mit Torwart-Fehlern
Eine emotionale Reaktion ist oft die Folge von Fehlern. In der Regel ist es eine Mischung von Niedergeschlagenheit und Wut, die oft von Selbstbeschuldigung und Selbstvorwürfen begleitet werden. Durch Auseinandersetzung mit diesen Fehlern und Selbstvorwürfen während des Spiels, kann der Torwart gedanklich hängen bleiben. Der Fokus seiner Aufmerksamkeit ist in dem Fall auf ihn selbst ausgerichtet, verursacht Konzentrationsschwächen und kann höchstwahrscheinlich zu weiteren Fehlern führen.
Um dies zu vermeiden und um die begangenen Fehler schnell „abzuhaken“ und sich auf weitere Spielaufgaben zu konzentrieren, benutzen erfahrene Torhüter gewisse Techniken. Eine Ausgangsvoraussetzung ist dabei das Verständnis, dass ein Fehler ein unveränderliches Ereignis ist. Keiner besitzt mehr darüber eine Kontrolle! Wie kann man dann sich in so einer subjektiv unkontrollierten und unveränderlichen Situation helfen? Die Antwort ist nicht neu:
• sich beruhigen;
• die Situation anders bewerten;
• sich ablenken (vgl. Lazarus& Launier, 1978)
Wie lassen sich aber diese Bewältigungsstrategien unmittelbar im Spiel realisieren, wenn die Aufmerksamkeit und der Spieleinsatz eines Torwarts jede Minute für das Spiel selbst gebraucht werden. Dazu bieten sich einige schnell anwendbare sportpsychologische Techniken an.
Mit Wort und Tat helfen
Als Gegenmittel für die negativen leistungsschädigenden Gedanken nach einem Fehler wird oft die Technik „Selbstgespräch“ eingesetzt. Durch diese Methode kommt eine Beruhigung in solchen Situationen wesentlich schneller. Hier geht es darum, für die aufgetauchten – meist negativen – Kognitionen eine Alternative auszuarbeiten und dies im Spiel sofort nach dem Fehler laut oder vor sich hin sprachlich auszudrücken. Beispiele werden unten angezeigt:
Destruktive Gedanken
• ich habe schlecht gespielt, dummer Fehler;
• oh Gott, jetzt verlieren wir…;
• was denken die Mitspieler über mich?
Konstruktive Gedanken
• die ganze Mannschaft hat gerade nicht optimal gespielt, aber das Spiel geht weiter;
• Ich bleibe ruhig;
• geschehen ist geschehen, meine Mannschaft braucht mich weiter
Ein weiteres Mittel eine Fehlersituation emotional abzuschließen, sind sogenannte „Triggers“. Ein symbolisches Ritual, welches hilft, den Fehler „loszulassen“, z.B., etwas trinken, ein paar auflockernde Bewegungen durchzuführen oder sogar ausspucken (vgl. Karageorghis & Terry, 2011). Auf jedem Fall soll ein Triger ein Signal für den Torwart sein: „Ab jetzt beginne ich mich wieder auf das Hier und Jetzt im Spiel zu konzentrieren.“
Nach dem sich der emotionale Zustand gebessert hat, soll der Fokus von sich selbst auf das weitere Spielgeschehen umgestellt werden. Dabei hilft eine Ablenkung, z.B. durch gewisse Handlungsstrategien. Der Torwart soll sich auf eine Aufgabe konzentrieren. Wenn er nicht viel zu tun hat und das Spiel überwiegend in der Gegnerhälfte verläuft, wird insbesondere dann eine Geschicklichkeit von ihm gebraucht. In dem Fall kann der Torwart Coachen, Mitspieler anspornen, das Spiel lesen oder sich für eine aktive Spielbeteiligung engagieren, z.B. durch Spieleröffnung.
So sieht ein beispielhaftes Szenario für den Torwart nach einem bedauerlichen Fehler aus. Allerdings ist jeder Torwart einzigartig. Daher soll eine Erarbeitung von Selbstgesprächen, Ritualen und Handlungsstrategien immer auf die individuellen Bedürfnisse gestützt werden. Außerdem sollen diese mentalen Strategien genau wie beim Technik- und Taktik lernen regelmäßig trainiert und geübt werden. Schließlich ist es ja eine reine Kopfdisziplin, bei den Fehlern hängen zu bleiben oder nicht.
Quellen
1. Karageorghis, C.&Terry P., (2011). Inside sport psychology. Champaign, IL: Human Kinetics
2. Lazarus R., Launier R. (1978). Stress-related transactions between person and environment. In: Pervin, L.A. & Lewis, M. (eds.): Perspectives in interactional psychology. New York: Plenum Press, 287-327
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