Ruud Vreuls: Als Talent von Null auf Hundert

Die Spannung ist nach dem Sieg von Lewis Hamilton im Nacht-Rennen von Singapur wieder zurück in der Formel 1. Doch die überraschendste Nachricht aus diesem Rennen basiert nicht auf Hamilton, sondern auf einem 16-jährigen Newcomer. Der Niederländer Max Verstappen könnte der jüngsten Fahrer der Formel 1-Geschichte werden.

Zum Thema: Welche Phasen durchläuft ein Talent im Zuge seiner Karriereentwicklung?

Lewis Hamilton führt nach dem Sieg mit seinem Silberpfeil in der WM-Rangliste. Der Engländer hat jetzt drei Punkte mehr gesammelt als sein Mercedes Teamkollege Nico Rosberg. Rosberg, der durch ein technisches Problem am Lenkrad vorzeitig zur Box fahren musste, wird im nächstes Rennen alles versuchen, um seine Führungsposition zurückzugewinnen. Ein 16-jähriger Niederländer kann es derweil kaum erwarten, bis der Formal 1-Tross zum nächsten Rennen in Suzuka weiterzieht: Max Verstappen, Sohn des 1994 bis 2003 in der Formel 1 aktiven Jos Verstappen, soll in Suzuka erstmals im freien Training eingesetzt werden. Toro Rosso’s Teamchef Franz Tot hat am vergangenen Wochenende angekündigt, dass Verstappen bereit sei für den nächsten Schritt. Der selbe Teamchef hat Verstappen auch schon einen der 22 heißbegehrten Sessel für die nächste Saison versprochen. In der Formel 1 steht also ein besonderes Debüt bevor – denn nie war ein Rennfahrer jünger als Verstappen, der bislang 400 Trainingskilometer und einige Formel 3-Einsätze sammeln konnte.

Salmela`s Phasenmodell

Max Verstappen steht mit seinen 16 Jahren als Mensch und auch als Fahrer am Anfang in seiner sportlichen Karriereentwicklung. Hierbei ist es besonders wichtig, dass er Leuten vertrauen und mit ihnen über seine Erfahrungen reden kann. Auf der Grundlage von John Salmela´s (1994) Phasenmodell wird beschrieben, in welchen Phasen er von bestimmten Personen, nämlich Trainer und Eltern, die meiste Aufmerksamkeit benötigt, um sich sportlich optimal entwickeln zu können. So wird das Modell von Samela in vier Phasen eingeteilt: Beginn, Entwicklung, Meisterschaft und Nachkarriere. Eltern spielen eine wichtige Rolle in diesem Phasenmodell und haben einen großen Einfluss auf die Karriere ihrer Kinder. So wirken Eltern, wie auch im diesen Fall, als Rollenmodelle und Vorbilder. Außerdem unterstützen sie ihr Kind, wenn es neben positiven sicherlich auch mal negative Erfahrungen machen wird. Sie haben somit also den größten Einfluss im Beginn der Phase. Im Gegensatz zu den Eltern wird die Bedeutung des Trainers durch die zunehmende Verantwortung für die sportliche Karriereentwicklung des Aktiven im Laufe der Zeit immer größer. Der Trainer wird zu Beginn der Zusammenarbeit als gutmütig dargestellt, jedoch wird von ihm erwartet, dass er in den Phasen Entwicklung und Meisterschaft als fordernd, erfolgsfokussiert und gefürchtet wahrgenommen wird.

In der aktuellen Phase, in der sich Verstappen befindet, zeigen alle Einflusspartner, auf welchem Gebiet auch immer, offenkundig das richtige Verhalten. Gerade in dieser Situation kann sein Vater, der frühere Formel 1-Star, auf Grundlage seiner Expertise beraten und ihm helfen, die richtigen Entscheidungen auf und neben der Rennbahn zu treffen. So ist sein Vater als Mentor derzeit gewünscht, allerdings wird sich auch sein neuer Trainer nun intensiver um ihn kümmern. Es ist allerdings wichtig zu betrachten, dass Verstappen sich selber auch engagiert, also keine fremdgesteuerten Automatismen erwartet, und so in die nächste Phase seiner sportlichen Karriere kommt. Nur so kann er sich weiterentwickeln und versuchen, sich zu verbessern und erfolgreich zu werden. Max Verstappen hat die wichtigen Ressourcen in der Hand und damit das Potential, den Durchbruch als talentierter Fahrer in der Formel 1 zu schaffen. Ob Verstappen diese Ressourcen nutzen kann, um sich einen eigenen Namen zu machen, wird die kommende Saison sicherlich zeigen.

 

Quellen:

Stoll, O., Pfeffer, I., & Alfermann, D. (2010). Lehrbuch Sportpsychologie. Bern: Huber.

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de