Sabine Lisicki kehrt nach Wimbledon zurück. 2013 stand sie als erste Deutsche nach Steffi Graf im Finale eines der traditionsreichsten und bedeutungsvollsten Tennisturniere der Welt. Sie verlor unter Tränen und voller Enttäuschung gegen die Französin Marion Bartoli mit 1:6 und 4:6. Ihre extrem emotionale Reaktion machte sie für viele Zuschauer menschlich. Aus sportpsychologischer Sicht ließ sich erkennen, dass sie nicht in der Lage war, ihre Emotionen zu kontrollieren.
Zum Thema: Einsatz von Atemtechniken zur Emotionsregulation
Sabine Lisicki zeigte sich 2013 auf ihrem Weg ins Finale sowohl physisch als auch psychisch überlegen. Doch der Showdown sollte anders verlaufen – die Nervosität und fortschreitende Enttäuschung lähmten ihre Fähigkeiten. Im Nachhinein bestätigte sie selbst, dass es ihr nicht mehr gelang, sich zu konzentrieren und sie mental völlig erschöpft gewesen sei. Mithilfe sportpsychologischer Techniken hätte sie sich auf ein solches Worst-Case Szenario vorbereiten können.
Tief durchatmen
Lisicki hat nach dem Finale beschrieben, dass sie irgendwie versucht habe, ihre Atmung zu beruhigen – was offenkundig nicht funktioniert hat.
Es gibt unterschiedliche Atemtechniken, die die Anspannung des Sportlers regulieren können. Hierbei geht es darum, mit einfachen Mitteln die Atmung zu entspannen, den Erregungszustand zu beruhigen und die damit einhergehenden negativen Emotionen zu verändern. Der emotionale Zustand und die Atmung beeinflussen sich gegenseitig. Negative Gefühle wie Angst, Zweifel, Bedrohung und Anspannung bewirken eine flache und schnelle Atmung. Bei positiven Emotionen wie Sicherheit, Entspannung und Zufriedenheit erfolgt die Atmung tief und langsam.
Wir können durch die bewusste Atmung unsere Gedanken steuern, indem wir die Aufmerksamkeit von negativen Ereignissen abwenden und uns voll und ganz auf das Ein- und Ausatmen konzentrieren. Bei der Atementspannung liegt der Fokus vor allem auf der Bauchatmung und der Ausatmungsphase. Das Ziel ist es, den zuvor gemessenen Puls zu beruhigen.
Vorteile der Atementspannung
Die Atementspannung wirkt sich auf den körperlichen, kognitiven und emotionalen Zustand des Sportlers aus. Eine tiefe und langsame Atmung ermöglicht eine größere Sauerstoffzufuhr, die Umbewertung der Situation und somit eine Regulierung der Emotionen und im Ergebnis eine verbesserte Konzentration. Atemübungen beinhalten keine komplexen Techniken, so dass sie leicht trainier- und durchführbar sind. Sie können demzufolge sowohl im Trainingsalltag, im Wettkampf und in Stresssituationen geübt und eingesetzt werden. Des Weiteren können sie zum Beispiel zur Entspannung in einer Halbzeit- oder Satzpause dienen, um daraufhin entweder weitere sportpsychologische Techniken durchzuführen oder die Instruktionen des Trainers konzentrierter aufnehmen zu können.
Ohne Frage sind Atemübungen nur ein Teil des psychologischen Trainings, sie können und sollten durch weitere Techniken ergänzt werden. Ich bin gespannt, wie Sabine Lisicki sich ab dem 23. Juni 2014 in Wimbledon schlagen wird und ob sie ihre Emotionen regulieren kann – auch wenn sie, ganz bewusst, keine sportpsychologische Betreuung nutzt…
Weiterführende Literatur:
Birrer, D., Morgan, G. & Ruchti, E. (2010). Psyche – Theoretische Grundlagen und praktische Beispiele. Magglingen: BASPO.
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