Katharina Petereit: Ich bin der Beste hier

„Arroganz bedeutet so viel wie Anmaßung, Überheblichkeit oder Hochmut“ (Meyer, 2011). Ein arroganter Sportler schätzt sich selbst besser ein, möchte sich von den anderen abheben und versucht, sich auf eine höhere Stufe zu stellen. Wie vielleicht bereits einige von Ihnen selbst miterlebt haben, kann ein solches Verhalten zur sozialen Distanz bis hin zu Konflikten führen. Im Sport gibt es auch eine Art positiver Arroganz – das selbstbewusste und selbstsichere Auftreten eines Sportlers, einer Mannschaft, eines Trainers.

Zum Thema: Wie die Konstruktion von Idealbildern funktionales Handeln fördert

In meiner praktischen Arbeit habe ich einen jugendlichen Fußballer kennengelernt, den alle Mannschaftskollegen für arrogant halten. Er ist in meinen Augen ein großes Talent und wird immer wieder in seiner Leistung und seinem Verhalten bestätigt. Auch wenn seine Mannschaftskollegen ihn als arrogant empfinden, gibt es bisher keine ernsten Konflikte zwischen den Spielern und ihm. Allerdings befindet sich der Spieler selbst in einem Zwiespalt. Er weiß, dass er im Training motivierter und disziplinierter sein müsste, kann es aber bisher nicht wirklich ändern, da ihm der Grund noch nicht klar ist – er ist schließlich der Beste der Mannschaft.

Hochmut kommt vor dem Fall

Dieses Sprichwort kennen wir wohl alle – und es bewahrheitet sich (leider) sehr häufig. In einem solchen Fall wie oben beschrieben, ist es sinnvoll, dem Spieler aufzuzeigen, welche Anforderungen an einen Profifußballer gestellt werden, denn das ist sein größtes Ziel. Hierfür kann auf die Ausbildungskonzeption des DFB zurückgegriffen werden, in der auf die Ausbildungsziele, die Inhaltsbausteine und die Leitlinien für Trainer eingegangen wird. Eines der Leitmotive des DFB ist die Persönlichkeitsförderung, die fünf Punkte umfasst. Im dritten Punkt werden verschiedene Eigenschaften aufgelistet. Hier stellen neben dem Selbstbewusstsein die Selbstkritik, die Motivation und der Leistungswillen eine wichtige Rolle dar. Um zurück zum aufgeführten Beispiel zu kommen – es fehlt dem Spieler nicht an Selbstbewusstsein, jedoch besonders an Selbstkritik und der Motivation im Training.

Aus meiner Erfahrung heraus wird das Thema Arroganz wenig angesprochen und erst recht nicht besprochen. Es kommt mir häufig so vor, als dass Trainer einfach froh sind, einen selbstbewussten Athleten zu trainieren, der keine Angst vor Fehlern hat, sondern Mut und Willensstärke zeigt.

Klärung der Rolle und des Idealbilds

Als Sportpsychologin sehe ich mich allerdings in der Position, dieses Thema so früh wie möglich anzusprechen, um den Athleten auf negative Ereignisse und mögliche Misserfolge vorzubereiten. An dieser Stelle versuche ich, dem Sportler durch Gespräche und auf Basis der DFB Leitmotive die Anforderungen an seine Rolle klar zu machen und ihm die möglichen Konsequenzen aufzuzeigen. Des Weiteren sehe ich es als sinnvoll an, ihm selbst die Möglichkeit zu geben, sein Idealbild zu beschreiben, um dieses mit dem aktuellen vergleichen zu können. Regelmäßige Wiederholungen dieses Vorgangs werden zur hilfreichen Instanz für den Athleten. Diese Methode kann den Spieler dabei unterstützen, seine Handlungen zu reflektieren, mögliche Kritik anzunehmen und sich immer wieder vor Augen zu führen, welchen Anforderungen und Herausforderungen er sich in seiner weiteren Fußball-Karriere noch stellen muss.

 

Weiterführende Literatur:

Meyer, Z. (2011). Sportpsychologie. Die 100 Prinzipien. München: Copress Verlag.

Niersbach, W. & Sammer, M. (o.A.). „Der weite Weg zum Erfolg.” Ausbildungskonzeption des DFB. Zugriff am 27. Mai 2014 unter http://www.dfb.de/uploads/media/dfb_rtk_flyer_A4_quer_01.pdf

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Katharina Petereit
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