Der authentische Dokumentarfilm „Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen“ aus dem Jahr 2011 zeigt das Leben und die Karriere des Profifußballers Thomas Broich. Dieser ließ nach fast zehn Jahren seine Bundesliga-Karriere hinter sich und wechselte in die australische Profi-Liga. Zwar hat er seine Laufbahn damit nicht beendet, entschied sich aber für einen alternativen Weg, um seinen Sport weiterhin mit Spaß ausüben und Sinn empfinden zu können.
Thema: Wie Ziele helfen, die eigene Handlung zu leiten
In meiner Arbeit als Sportpsychologin habe ich eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht: Ich lernte einen Charakter kennen, der mich seit dem ersten Gespräch an den Fall von Thomas Broich erinnert. Er fällt aus dem Rahmen, hat mal Spaß am Fußball – mal nicht, das sei tagesabhängig, sagt er. Sein Trainer fordert mehr Willensstärke und möchte sehen, dass er an sein Limit geht. Doch das schafft er nicht, dafür ist ihm nicht klar genug, warum er Fußball spielt und wofür. Er möchte nicht aufhören, aber Profi-Fußballer muss er auch nicht unbedingt werden. Er glaubt nicht an sich, zweifelt häufig an seinen Fähigkeiten und hat momentan kein richtiges Ziel, welches er mit dem Fußball verfolgt.
Aus sportpsychologischer Perspektive bietet sich als Methode das Zielsetzungstraining an. Das Setzen von Zielen ist eine der “wesentlichen motivationalen Techniken” (Beckmann & Elbe, 2008). Ein Ziel dient der Orientierung, es sollte klar definiert sein und einen hohen, aber realistischen Anspruch stellen. Die positive Wirkung durch das Setzen von Zielen ist unumstritten. “Locke und Latham (1990) fanden bei einer Durchsicht von 201 Studien mit mehr als 40000 Teilnehmern zu 91% einen Erfolg durch das Setzen von schweren, spezifischen Zielen” (Beckmann & Elbe, 2008).
Beim Zielsetzungstraining wird zwischen drei Zielformen unterschieden, welche unterschiedliche Funktionen erfüllen:
1. Ergebnisziele beschreiben zum Beispiel eine Platzierung am Ende eines Wettkampfes und erfüllen den Zweck, die Motivation über einen langen Zeitraum aufrecht zu erhalten.
2. Leistungsziele beschreiben den Vergleich mit eigenen vorhergegangen Leistungen. Sie weisen auf Fortschritte hin und steigern so das Selbstvertrauen.
3. Prozessziele beschreiben wie Fertigkeiten oder Bewegungen ausgeführt werden sollen, dabei wird die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche gerichtet und störende Gedanken in den Hintergrund gestellt.
“Ein erfolgreiches Zielsetzungsprogramm beinhaltet demnach die Planung verschiedener Ziele und eine Festlegung auf diese, das Entwickeln von Zielerreichungsstrategien und die Ausführung derselben, die Bewertung und Zielerreichung als fortlaufender Prozess für kurz-, mittel- und langfristige Ziele” (Beckmann & Elbe, 2008).
In meinem konkreten Fallbeispiel konzentriere ich mich zunächst auf Leistungsziele. Hier genügt der positiv akzentuierte Vergleich mit zurückliegenden und aktuellen Saisonleistungen, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung der fußballspezifischen Fertigkeiten. Auf dieser Basis unterstütze ich den Fußballspieler bei der Formulierung individueller Ergebnis- und Prozessziele, so dass er den Sinn seines Handelns neu definieren kann.
Vielleicht schaue ich mit ihm den Film „Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen“ …
Weiterführende Literatur:
Beckmann, J. & Elbe, A. (2008). Praxis der Sportpsychologie im Wettkampf- und Leistungssport. Balingen: Spitta.
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