Ruud Vreuls: Stress bei Nachwuchsspielern

Das Halbfinale des DFB-Pokals zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsnurg hätte das Spiel des Bertrand Malanda Adje werden können. Der 19-jährige Belgier erkämpfte sich Chance um Chance, doch ließ jede einzelne Einschussmöglichkeit ungenutzt. Ein Phänomen, welches nicht selten bei Nachwuchsspielern bei den ersten Auftritten auf größer Bühne auftritt.

Zum Thema: Können Nachwuchsspieler lernen, mit Stress umzugehen? 

23 Torchancen hatte der VfL Wolfsburg. Und immer wieder mitten drin im Angriffswirbel: Junior Malanda. Der gebürtige Belgier ist erst 19 Jahren alt und kam in der Winterpause vom SV Zuite Waregem zum VfL Wolfsburg. Das Pokalhalbfinale war bislang zweifelsfrei seine größte Bühne: 80.200 Zuschauer, Live-Übertragung im deutschen Free-TV, Flutlicht. Alles Faktoren, die sich als Stress auswirken und die Aufmerksamkeit auf die eigentlichen fußballerischen Aufgaben negativ beeinflussen können.

In vergleichbaren Situationen stecken Woche für Woche zahllose Amateur-Nachwuchssportler, die beispielsweise in den Kader des nächst höheren Jahrgangs berufen werden, um sich dort zu beweisen. Auch hier haben die jungen Sportler mit Stress zu tun: Neue Mitspieler, vielleicht mehr Zuschauer als üblich und ein Spiel mit höherer Bedeutung.

Selbstgespräche und Selbstmotivation

Sportpsychologische Techniken können diesen Spielern helfen, mit solchen speziellen Situationen richtig umzugehen und die als Stress spürbaren Faktoren von außen weitestgehend auszuklammern. Eine empfehlenswerte Technik ist der Einsatz von Selbstgesprächen. Diese sportpsychologische Intervention kann durch den Spieler eingesetzt werden, wenn Stress bewältigt werden oder die Leistungsmotivation hochgehalten werden soll (Stoll, Pfeffer, & Alfermann, 2010). Eine Studie hat gezeigt das 75% der befragten Athleten mit sich selbst redet. Weiterhin zeigte die Studie, dass Elite-Athleten die Intervention genutzt haben, um nach Plan handeln zu können, wobei Breitensportler Selbstgespräche durchgeführt haben, um eventuellen Stress bewältigen zu können (Stoll, et al., 2010).

Eine weitere Art um Stress zu bewältigen, ist der Einsatz von motivationalen Techniken. Zum Beispiel zu versuchen, immer positiv bleiben, sich den Erfolg vor Augen führen und weiter die gestellte Aufgabe zu verfolgen (Alfermann & Stoll, 2010). Beide Techniken sind nicht zuletzt dienlich, wenn sich die schwierige Lage für den Einzelnen, wie im Fall von Junior Malanda durch das Auslassen einiger Großchancen noch verschärft.

Nachwuchsathleten auf jedem Leistungslevel können also auf ihre ersten große Auftritte vorbereitet werden. Ziemlich sicher mit einem spürbaren Ergebnis. Wollen wir wetten, dass Junior Malanda bei seinem nächsten großen Auftritt trifft?

 

Literatur

Alfermann, D., & Stoll, O. (2010). Sportpsychologie: Ein Lehrbuch in 12 Lektionen: Meyer & Meyer Verlag.
Stoll, O., Pfeffer, I., & Alfermann, D. (2010). Lehrbuch Sportpsychologie: Huber Bern.

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de

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