Björn Korfmacher: Unperfekt zum Profi! 

An seinen Schwächen zu arbeiten, Unvermögen durch viel Training auszugleichen und Mankos durch harte Arbeit zu eliminieren, ist im Bereich der Nachwuchsförderung und Spielerentwicklung ein zentrales Thema. Keine Frage: Um im Sport erfolgreich zu sein und vielleicht sogar eine Profikarriere einzuschlagen, sollte man tatsächlich so wenig Defizite wie möglich haben. Aber wie zielführend ist die starke Fokussierung auf die Schwächen wirklich? 

Zum Thema: Stärken stärken!

Im Sport und auch in anderen Lebensbereichen haben wir es uns zur Angewohnheit gemacht, verstärkt auf das zu schauen, was nicht gut funktioniert. Man sucht lieber das Haar in der Suppe und kritisiert (sich selbst oder andere), als sich zu schnell zufrieden zu geben. Dieses Phänomen ist nicht zuletzt evolutionär bedingt. Denn nur, weil wir immer wieder Fehler und Schwächen analysieren und aus ihnen gelernt haben, konnten wir uns zum modernen Menschen weiterentwickeln – und tun es noch. Richtet man den Fokus allerdings zu sehr auf die Unzulänglichkeiten, kann das im Gegenteil auch zu Hemmungen und Blockaden führen und die Weiterentwicklung aufhalten. Im Sport gilt das ganz besonders. 

Hundertprozentige Schnelligkeit, ideale Kraft, exzellente Beweglichkeit, perfekte Technik, brillantes Spielverständnis – das alles wollen Coaches sehen und streben Sportler mit viel Fleiß und Disziplin an. Aber ist Vollkommenheit für den sportlichen Erfolg wirklich so wichtig?

Nicht zu viel an den Schwachstellen schrauben

Bleiben wir beim Volkssport Nummer eins, dem Fußball. Kinder und Jugendliche, die mal Profifußballer werden wollen, gibt es mehr als genug. Und obwohl die Chance, es zu schaffen, laut Statistik im Promillebereich liegt, ist es „einfacher“ als man denkt. Denn man muss gar nicht in allen Aspekten überragend gut – um nicht zu sagen – perfekt sein. 

Zweikampfstärke, Dribbelqualitäten, Schusshärte, Passgenauigkeit … Wenn man nur eines dieser Dinge viel besser kann als die meisten anderen Spieler im Land, kann das schon die Eintrittskarte in den Profibereich sein. Vorausgesetzt, alles andere kann man auch auf einem angemessenen Niveau. Dass man also tunlichst vermeiden sollte, seine Stärken zu vernachlässigen und alle Aufmerksamkeit seinen Schwächen zu widmen, erklärt sich an dieser Stelle von selbst. Fazit: Arbeite auch an deinen Schwächen, aber stärke vor allem deine Stärken. Um darin immer besser und noch besser zu werden! 

Hinweis von Bruce Lee

Wenn es bei meinem Coaching von Sportlerinnen und Sportlern um die Stärkung des Selbstvertrauens geht, gehört das Bewusstsein für die besonderen Stärken der jeweiligen Sportler zwingend dazu. Selbstvertrauen und Motivation wachsen – und ganz praktisch gesehen, erhöhen sich mit der Kultivierung der speziellen Stärken und Talente auch die Chancen auf eine erfolgreiche Karriere. Bruce Lee hätte es schöner nicht sagen können:

Fürchte nicht den Gegner, der einmal zehntausend Kicks geübt hat. Sondern den, der einen Kick zehntausendmal geübt hat.

Bruce Lee

Mehr zum Thema:

Visits: 27

Print Friendly, PDF & Email