Sebastian Reinold: Laufmotivation im Winter

Nicht nur für ambitionierte Läufer sondern auch für diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen laufen, sind die Wintermonate eine psychologische Herausforderung. Um für die kalten Tage vorbereitet zu sein, lesen Sie folgende Strategien, die sie zu Hause oder auf der Arbeit durchführen können.

Zum Thema: Welche Strategien helfen gegen mangelnde Laufmotivation?

Der Winter ist nass, kalt und dunkel. Die geliebte Laufstrecke kann mitunter nicht benutzt werden, weil Eis diese zu gefährlich macht oder mangelndes Licht diese zu unheimlich erscheinen lässt, so dass gerade das Loslaufen zu einer wahren Hürde werden kann. Jeder Läufer hat wahrscheinlich seine eigenen Ausreden, warum er oder sie ausgerechnet heute nicht laufen gehen sollte oder gar kann.

Der Läufer hat unter diesen Umständen immer noch Motivation zum Sporttreiben. Der Wille, also die Fähigkeit diese Motivation aufrechtzuerhalten, ist allerdings deutlich verringert. Motivation im engeren Sinne bedeutet nämlich, dass eine Absicht besteht, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Wille hingegen zeigt sich, indem diese Absicht durch konkretes Handeln in die Tat umgesetzt wird. Die im vorherigen Absatz beschriebenen Fälle sind Beispiele von Barrieren des Sporttreibens (Fuchs, 1997), die den Willen brechen.

Die folgenden Strategien zielen darauf ab, den Willen aufrecht zu erhalten.

  1. Suchen Sie sich einen markanten Ort in Ihrer Wohnung, der Ihnen oft im Blick ist und bringen Sie dort etwas an, dass Sie an den Grund erinnert, warum sie überhaupt laufen gehen z. B. ein Poster mit ihrer Zielzeit für den nächsten Marathon.
  2. Eine grundlegende Strategie zur Aufrechterhaltung der Motivation ist es, sich einen Trainingspartner zu suchen. Dieser muss nicht unbedingt mitlaufen sondern kann auch mit dem Fahrrad nebenher fahren. So wird die winterliche Dunkelheit um einiges weniger gefährlich. Zusätzlich kann ein Radfahrer Gegenstände transportieren. Zur Not kann er beispielsweise die eigenen Handschuhe abnehmen, wenn der Körper trotz der Kälte nach einiger Zeit des Laufens warm wird.
  3. Erzählen Sie Ihren ebenfalls sportbegeisterten Arbeitskollegen oder anderen Personen, die sie im Laufe des Tages treffen, davon, dass sie laufen gehen werden. Damit setzen Sie sich einer sozialen Verpflichtung aus. Je näher diese Personen Ihnen stehen. desto mehr wirkt dieser Mechanismus. Oder wollen Sie sich vor Ihren Kindern rechtfertigen, warum sie zu bequem zum Laufen waren? Diese Strategie funktioniert leider nicht, wenn die Coach-Potatos aus Ihrer Firma Sie für verrückt erklären.
  4. Wenn der vorangehende Punkt noch nicht genug ist, dann probieren Sie Folgendes: Geben Sie einer Vertrauensperson einen Geldbetrag, der ihnen richtig wehtun würde, wenn Sie diesen nicht mehr hätten, mit der Bitte, diesen erst wieder herauszugeben, wenn Sie auch tatsächlich laufen gewesen sind. Sie können der Person natürlich auch eine noch größere Summe für die ganze Woche geben. Jedes Mal wenn Sie laufen gewesen sind, bekommen Sie einen Teil zurück. Ihre Vertrauensperson muss dabei selber sehr eisern sein, Ihnen diesen Betrag nicht auszuhändigen, wenn sie nicht laufen waren.
  5. Wenn Ihnen jetzt noch der letzte kleine Tritt in den Hintern fehlt, dann geben Sie mal bei Youtube „sport motivation“ ein. Über 400.000 Videos warten darauf, Ihre Lust auf Bewegung zu steigern. Solche kurzen Videos sind oft ein wahres Wunder. Effektiver wäre natürlich nur noch ein persönliches Motivationsvideo, das Sie zusammen mit einem Sportpsychologen erstellt haben.

Bedenken Sie, dass Winterzeit häufig auch Erkältungszeit ist. Wenn sie erkältet laufen, zeugt dies nicht von hoher Motivation sondern lediglich von Leichtsinn, der Sie eher zurückwirft als weiter zu bringen. Gönnen Sie sich also eine Pause und beherzigen erst dann die Tipps von Neuem. Zudem können Sie die Pause für das mentale Training nutzen. Nutzen Sie die Zeit, die Sie sonst für das Laufen aufwenden doch einmal, um sich nochmal ein paar Gedanken über ihre Ziele und die damit verbundenen Pläne zu machen. Auch können Sie sich mit dem Thema Entspannung auseinandersetzen. Vielleicht beschleunigt das die Genesung ja sogar.

 

Literatur:

Fuchs, R. (1997). Psychologie und körperliche Bewegung. Grundlagen für theoriegeleitete Interventionen. Göttingen: Hogrefe.


Sauerland, M., Ullrich, M., Gaukel, S., Frank, A. & Ufer, M. (2013). Selbstmotivierung für Sportler. Balingen: Spitta

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de

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