Allen voran im Boulevard-Journalismus wird Immer noch gern die „rote Couch” durch die sprachlichen Bilder getragen, wenn es sportlich bei einem Athleten oder einem Team mal nicht läuft. Mit der realen Arbeitswelt eines Sportpsychologen hat das so ziemlich gar nichts zu tun. Stattdessen findet Sportpsychologie dort statt, wo etwas passiert.
Zum Thema: Wie sieht der Arbeitsalltag eines in der Praxis arbeitenden Sportpsychologen aus?
Ich werde oft gefragt, wie denn so ein Arbeitsalltag eines Sportpsychologen aussieht. Das ist eine nicht einfach zu beantwortende Frage, denn so ein Sportpsychologen-Alltag ist sehr vielfältig. Es kommt vor allen Dingen an, in welchem Zusammenhang ich arbeite. Wenn ich für und mit einem einzelnen Athleten arbeite, dann ist das Aufgabenfeld sehr viel „übersichtlicher“, als wenn ich mit und für eine Mannschaft arbeite. In diesem Fall kann es mitunter auch mal sehr „stressig“ für den Sportpsychologen werden.
Ein Großteil in der Arbeit mit Teams findet vor Ort, also in der Trainingshalle oder am Wettkampfort statt. Hier steht Trainings- und Wettkampfbeobachtung im Zentrum des Interesses. Aus den Verhaltensbeobachtungen lassen mitunter Rückschlüsse auf sportpsychologische Trainingserfolge oder –mißerfolge ziehen. Darüber hinaus ist man als Sportpsychologe mit einer eigenen Sichtweise im Bild, wenn es um die Spielanalyse geht.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das wöchentliche Screening von zum Beispiel Erholungs- und Belastungszuständen der Spieler. Die reine Datenerhebung erfolgt dann zumeist online. Die Auswertung und Interpretation dieser Daten ist dann allerdings immer noch echte „Facharbeit“. Diese Daten müssen dann so aufbereitet werden, dass sowohl der einzelne Athlet als auch das betreuende Umfeld wertvolle Informationen entweder zur Selbststeuerung oder aber auch zur weiteren Trainingsplanung nutzen kann.
Beliebte Themen: Emotionskontrolle, Stress, Mannschaftsführung, Körpersprache
Eine dritte Säule besteht aus Einzelgesprächen mit Spielern oder Trainern, sofern gewünscht. Häufige Themen bei Spielern sind Emotionskontrolle während des Spiels oder Selbstmanagement im oftmals stark überfrachteten Alltag („Duale Karriere“) sowie Umgang mit Sportverletzungen. Trainer erwarten häufig Beratung in Sachen Kommunikation sowie Trainer-Athlet-Interaktion. Einiges an Zeit wird auch in Teamsitzungen (der Mannschaftsführung) oder aber auch Mannschaftssitzungen (Spielvor- und nachbereitungen) investiert. Die Aufgabe des Sportpsychologen hier ist es hier, immer bezogen auf seinen aktuellen Gegenstand (Gruppenzusammenhalt, Körpersprache, Kommunikation und Interaktion), seine Expertise einzubringen. Selbstverständlich sollte ein Sportpsychologe auch in „Krisensituationen“ schnell greifbar sein. Dies kommt jedoch, meiner Erfahrung nach, relativ selten vor. Nur ein ganz kleiner Teil der Aufgaben hat mit nicht sportspezifischen Themen zu tun. Manchmal möchte ein Athlet auch einfach nur „reden“, seine Sorgen loswerden möchte und niemand anderen damit belasten. Auch dies, kommt meiner Erfahrung nach – jedoch eher selten vor.
Auf alle Fälle sollte man sich von der Vorstellung verabschieden, dass ein Sportpsychologe eine eigene Praxis hat, in die die Athleten kommen um „behandelt zu werden“. Auch gibt es keine Couch, auf der ein Athlet von seinen Träumen berichtet oder „frei assoziiert“. Sportpsychologische Betreuungsarbeit findet im Wesentlichen dort statt, wo sich die Athleten viel aufhalten – an und auf bzw. in den Spielfeldern und Sporthallen dieser Welt.
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[…] Philipp Laux, der (ehemalige) Sportpsychologe von RB Leipzig wechselt zusammen mit Alexander Zorniger, dem (ehemaligen) Trainer von RB Leipzig nach Stuttgart. So berichtete kürzlich die Leipziger Volkszeitung. Ich konnte mir dabei ein Lächeln nicht verkneifen. Nicht wegen dieser Tatsache im Allgemeinen, sondern mehr man wieder einmal deutlich sehen kann, wie sehr sich das Berufsfeld des Sportpsychologen vom Berufsfeld des Psychologischen Psychotherapeuten unterscheidet. Diesen Unterschieden habe ich mich schon einmal in einem anderen Blog gewidmet (Prof. Dr. Oliver Stoll: Fernab der Roten Couch). […]
[…] „Om“ ist dabei kein Muss – ebenso wenig wie Sportpsychologen eine Couch haben. (link: http://www.die-sportpsychologen.de/2014/10/24/prof-dr-oliver-stoll-fernab-der-roten-couch/) Bei der sogenannten Achtsamkeitsmeditation konzentriert sich die Person hauptsächlich auf die […]